Holgers Lob auf die Nikon D70(s)
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Shortcuts: Pixel, megaviele,
Warum D70s?,
ISO-Einstellung,
Bildschirm und LCD-Anzeige,
Einstellräder,
Sucher,
Autofocus,
Kompatibilität,
Objektive,
Akku,
Speicherkarte und Datenübertragung,
Die Lernkurve. Oder: wie man mit der Enttäuschung fertig wird.,
Investitionen,
Alternativen zum Druck,
Fazit
Stand Mai 2008
2004 habe ich meine erste D70 gekauft, viel fotografiert, aber nie etwas darüber geschrieben. Digitalkameras können entsetzlich komplex sein, und jeder Bericht gleitet leicht in eine Neufassung des Handbuches ab, mit vielen technischen Details, die am Ende zwar interessant sind, aber besser auf den Herstellerseiten nachgeschaut werden können. Ich werde also hier einen neuen Anlauf nehmen und in erster Linie versuchen, weniger die technischen Details, als vielmehr das "Anwendergefühl" zu vermitteln, als Hilfe für Analog-Umsteiger, Digital-Auf- und Umsteiger und alle, die sich für die Nikon und die D70s im Speziellen und Digital-Spiegelreflexkameras (nachfolgend DSLR's genannt) im Allgemeinen interessieren.
Historisch?
Nun wird sich manch ein Leser fragen, warum der Holger denn ausgerechnet so ein antikes Teil wie die D70s benutzt und beschreibt mit scheinbar mageren 6 Megapixeln, und nichts Aktuelleres wie die D40x, D60, D80 D200 oder gar D300 (und was sonst noch kommen mag). Wenn schon die streichholzschachtelgrossen Mini-Digikameras heutzutage 12 Megapixel auf ihren Miniatursensor packen können!
Viele Pixel machen eben nicht automatisch gute Bilder. Manchmal im Gegenteil. Und "moderne" Gehäuse machen auch nicht automatisch bessere Bilder, auch wenn sie natürlich manch anderen Komfort bieten wie grössere Sucher oder schnellere Prozessoren.
Pixel, megaviele
Etwa 2001 war ich noch der festen Überzeugung, dass man ca. 12-14 Megapixel benötigen würde, um dem Negativ- oder Diafilm überhaupt ernsthaft Konkurrenz machen zu können. Und dass der Zeitpunkt für bezahlbare digitale Spiegelreflexkameras mit diesen Qualitätsmerkmalen noch in weiter Zukunft läge. Nun, so kann man sich täuschen. Und das dachten nicht wenige, wie man in den Archiven auf photo.net und anderen Fotografie-Foren nachlesen kann.
2003 bereits holte mich die Realität ein: ein Freund brachte mir ein Foto im A3-Format mit, das ihn auf seinem Motorrad während eines Rennens zeigte. Das Bild war von einer Qualität, wie ich sie unterhalb des Mittelformates noch nie gesehen hatte. Es war das Ergebnis einer Nikon D100. Ich war platt.
6 Megapixel reichten also schon aus, um im Druckformat A3 perfekte Ergebnisse liefern zu können. Und grössere Bilder selbst im Meterformat sind ebenfalls problemlos möglich, wenn man den gleichzeitig wachsenden Betrachtungsabstand berücksichtigt.
Was also bringen mehr Pixel?
Mehr Pixel sind in zwei Fällen sinnvoll: wenn regelmässig extrem vergrössert werden soll (Poster, Plakate). Und/oder wenn häufig Ausschnitte vergrössert werden sollen. In beiden Fällen bringt eine Verdoppelung der Pixelzahl auf ca. 10 bis 12 oder mehr eine sichtbare Verbesserung der Bildqualität. Allerdings gilt das nicht uneingeschränkt: was z.B. die D40x gegenüber der D40, die D80 gegenüber der D70 mit ihren 10 Megapixeln an höherer Auflösung bringen, verlieren sie auf der Qualitätsseite durch höheres Bildrauschen. Das Rauschen, das sich als "Grieseln" vor allem in einfarbigen, meistens in dunkleren Flächen bemerkbar macht, verstärkt sich bei höherer Empfindlichkeit. Eine D40x ist für Bilder bis ca. Format A3 also nicht sichtbar besser als eine D40, jede einzelne Datei nimmt aber deutlich mehr Platz auf der Festplatte in Anspruch, und auch bei der Bearbeitung wird mehr Arbeitsspeicher im Computer benötigt. Hohe Auflösung hat also durchaus auch Folgen für Kosten und Umfang der Infrastruktur.
Einen guten Schritt nach vorne hat Nikon allerdings mit dem Sensor der D300 gemacht: obwohl die Pixel-Zahl noch einmal zunahm (auf rund 12 MP), fällt das Rauschen bei hoher Empfindlichkeit extrem niedrig aus. Für alle, die häufig bei schlechtem Licht fotografieren müssen, ist die D300 eine Offenbarung. Allerdings eine, die Nikon sich teuer bezahlen lässt.
Schauen Sie sich einmal auf Internetgalerien wie pBase die Bilder verschiedener Kameras an. Es gibt wunderbare, technisch und künstlerisch perfekte Fotos. Und es gibt unglaubliche Mengen an Bildern, die im besten Fall mittelmässig sind, meistens jedoch reinen Erinnerungswert haben, ohne weitere Ansprüche (wogegen nichts einzuwenden ist, meine eigenen Bilder gehören auch dazu). Erstaunlich dabei ist, dass sich die Qualität der Fotos nicht dem Preis oder der Ausstattung der Kamera zuordnen lässt: wie schon in der analogen Zeit gilt offenbar auch hier, dass letzten Endes nicht die Kamera, sondern der Fotograf das gute Bild macht.
Warum D70s?
Oder vorweg: warum überhaupt Nikon? 2004 gab es nur zwei Alternativen im Bereich bezahlbarer digitaler Spiegelreflexkameras: Canon EOS 300D, die als erste die 1000-EUR-Grenze nach unten durchbrach, und neu die Nikon D70. Mir persönlich sagte vor allem das Handling der Nikon-Kameras allgemein deutlich mehr zu als das von Canon. Die D70 war zwar etwas teurer als die 300D, Materialien, Qualität, Haptik und eben die Bedienlogik waren für mein Empfinden jedoch um Welten besser. Zudem fotografierte ich damals ja bereits mit der F100 und F3, so dass ich mich letzten Endes für das System Nikon bereits entschieden hatte. Allerdings würde ich auch heute diesen Weg wieder gehen: auch wenn immer mehr Mütter ebenfalls hübsche Töchter haben (Sony, Pentax, Panasonic...), so halte ich das Gesamtsystem von Nikon immer noch für das Durchdachteste. Zudem ist auch der Markt für gebrauchtes Material sehr gross, so dass auch exotisches Zubehör oder Objektive günstig erworben werden können.
Der erste Entscheid für die D70 war also einfach, es gab innerhalb von Nikon noch keine bezahlbare Alternative, und ausserhalb nur die von Canon. So begann ich im Frühjahr 2004 mit der D70 und dem 18-70 mm Standardzoom meine digitale Laufbahn.
Ende 2006, und etwa 40'000 Bilder später, kam die D40 auf den Markt. Sehr viel kleiner, mit nur noch 3 AF-Sensoren, keinem mechanischen Autofocus-Verbindung zum Objektiv (womit nur noch mit den neueren AF-S-Objektiven von Nikon Autofocus möglich war), aber gemäss den ersten Tests mit sehr guter Bildqualität und angeblich um Welten verbessertem Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten.
Ich verkaufe meine Kameras meistens dann, wenn sie noch vollständig funktionieren, auf Grund des Alters oder der Anzahl Auslösungen aber ein Ausfall wahrscheinlicher wird, was ich mir bei Veranstaltungsfotos nicht leisten kann. Der Moment schien mir gekommen, die D70 fand einen neuen Besitzer, und für praktisch das gleiche Geld erwarb ich eine nagelneue D40. Eigentlich hätte mich damals schon die Tatsache stutzig machen müssen, dass eine gebrauchte D70 kaum weniger kosten sollte als eine nagelneue D40. Die D40 wurde sehr intensiv in Betrieb genommen, über Veranstaltungsbilder bis zu Urlaubsfotos wurde sie wie die D70 zuvor für alles eingesetzt. Im Sommer 2007 wurde sie mir in Italien gestohlen und anschliessend durch eine weitere gebrauchte D40 ersetzt.
Richtig warm wurden weder ich noch meine Frau mit dieser Kamera. Gegenüber der D70 fehlten die Gitternetzlinien im Sucher, das zweite Einstellrad, die Blockierung der AF-Wippe, und so gut Gewicht und Grösse der Kamera beim Transport waren, beim Fotografieren vermissten wir beide das Gewicht und den soliden Handgriff, die für eine ruhige Hand bei der Aufnahme sorgten. Mit dem angeblich so guten Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten war es auch nicht so weit her, da dieses sich nur dann wirklich bemerkbar macht, wenn man JPG-Dateien direkt in der Kamera erzeugt. Da wir sowieso immer im RAW-Format (NEF bei Nikon) arbeiteten und die Umwandlung in JPG erst am Computer durchführten, konnten wir hier keine wesentliche Verbesserung feststellen.
Ein weiterer Wechsel wurde also absehbar. Die mittlerweile auf dem Markt erschienene D40x hatte zwar mehr Pixel, alle anderen Kritikpunkte, die wir an der D40 hatten, waren jedoch unverändert geblieben. Das selbe gilt übrigens auch für die D60. Die D80 war verlockend, weil der Sucher wesentlich besser als bei der D70 oder D40 sein sollte und alle anderen Punkte ebenfalls eher der D70 entsprachen, nur war der Preis doppelt so hoch wie der einer kaum gebrauchten D70s. Der Vergleich der Bilder zwischen der D70 und der D80 ergab keine wirklich sichtbare Verbesserung, und so beschloss ich, das Geld zu sparen und bei der D70 zu bleiben, die mittlerweile zur D70s und in einigen Punkten verbessert worden war (allen voran der vergrösserte Bildschirm auf der Rückseite des Gehäuses).
Ein weiteres Kriterium für diese Entscheidung war die Tatsache, dass meine Frau und ich im Rahmen unserer Fotografiererei bei Veranstaltungen (Kommunion, Firmung, Feste, Sportanlässe der hiesigen Vereine) nicht mehr nur auf eine Kamera angewiesen sein konnten. Wir wurden zunehmend mit solchen Aufgaben beauftragt, und es wäre eine Katastrophe, wenn die einzige Kamera mitten in der nicht wiederholbaren Feier ausfallen würde. Mit der D70s war es finanziell möglich, ein zweites Gehäuse zu erwerben und so erstens zu zweit, zweitens mit Reserve-Kamera bei solchen Veranstaltungen fotografieren zu können.
Selbst heute, im Frühjahr 2008, ist es noch möglich, nagelneue D70s-Gehäuse zu finden. Preislich liegen diese so um die EUR 450 herum, leicht gebraucht (aber mit Restgarantie) sind sie für rund EUR 300 zu finden.
Alternativen zur D70s sind die D200 und die D300. Die D200 ist sowohl gebraucht als auch neu erhältlich, viele Umsteiger auf die D300 sorgen für ein breites Angebot. Beide sind bei Handling, Gehäusequalität (mit Dichtungen gegen Staub und Spritzwasser) und vor allem dem Sucher eine sichtbare Verbesserung, nutzen zudem dieselben Karten wie die D70s (Compact Flash), und können obendrein die alten AI- und AIS-Objektive mit Belichtungsmessung nutzen, was bei der D70s leider nicht möglich ist. Die D300 hat nach allen Tests, die ich finden konnte, noch einmal einen sichtbaren Sprung in der Bildqualität vor allem oberhalb von ISO 800 gemacht, ausserdem verfügt sie über einen Mechanismus, mit dem Staub vom Sensor entfernt wird. Der grosse Nachteil der D300 sind natürlich die Kosten: das Gehäuse liegt derzeit weit ausserhalb meiner finanziellen Möglichkeiten, und selbst die D200 kostet auch gebraucht immer noch doppelt so viel wie die D70s als Neuware. Wer also nicht mit der Kamera seine Brötchen verdienen muss oder ausreichend Geld in Gehäuse investieren kann, dem empfehle ich uneingeschränkt die D70s, wer noch Geld übrig hat, sollte es lieber in gute Objektive und ein ordentliches Stativ stecken, als in ein moderneres Gehäuse.
Nun aber zur Kamera selber, Schluss mit den Alternativen.
Die detaillierte Beschreibung des Gehäuses mit allen seinen Funktionen und Knöpfen überlasse ich der Bedienungsanleitung sowie www.dpreview.com, wo alles sehr gut und genau beschrieben ist (wenn auch auf Englisch). Ich gehe nachfolgend auf die Punkte ein, die mir aufgefallen sind und meinen Umgang mit der Kamera beeinflussen.
ISO-Einstellung
Die von Bild zu Bild individuelle Einstellung der "Filmempfindlichkeit", oder besser Sensorempfindlichkeit, ist eine der ganz grossen Vorteile der Digitalfotografie. Nikon bietet hier eine ISO-Automatik, wesentlich wichtiger ist mir jedoch die spezifische ISO-Taste auf der Rückseite des Gehäuses.
Die ISO-Automatik erlaubt die Definition eines maximalen ISO-Wertes, bis zu dem die Kamera in den Automatikfunktionen der Belichtungssteuerung gehen darf, um eine verwacklungssichere Verschlusszeit zu erreichen. Ähnlich wie bisher von der Programmautomatik eine optimale Kombination aus Verschlusszeit und Blende gesucht wird, so kann sie jetzt auch noch den ISO-Wert beeinflussen. So tief wie möglich, für eine gute Bildqualität, aber so hoch wie nötig, um eine verwacklungsfreie Aufnahme zu ermöglichen.
Ganz nett, habe ich aber nie verwendet, weil ich das lieber selber unter Kontrolle habe. Und das ist dank des separaten Knopfes für die ISO-Einstellung auch sehr einfach möglich: ISO-Knopf auf der Rückseite der Kamera gedrückt halten und mit dem hinteren Einstellrad die Werte durchblättern, bis man den gewünschten Wert hat. Fertig.
Bei der D40 kann man den Fn-Knopf (für Individualfunktionen) damit belegen, das ist ein ganz gutes Hilfsmittel, aber nicht so schön wie der dedizierte Knopf der D70.
Für optimale Bilder unter kontrollierten Bedingungen arbeite ich ausschliesslich mit ISO 200, dem tiefsten einstellbaren Wert. Bei unseren Veranstaltungsfotos dagegen, die meistens in eher dunklen Gebäuden wie Kirchen, Schulräumen oder Gemeindesälen stattfinden, arbeiten wir fast ausschliesslich mit ISO 800. Zusammen mit lichtstarken oder VR-Objektiven (Nikons Anti-Wackel-Technik) lässt sich fast jede Situation ohne Blitz meistern, solange draussen etwas Tageslicht zur Verfügung steht. Sobald wir sowieso blitzen müssen (Blitz SB-600), nehmen wir ISO auf 400 zurück, weil das Bildrauschen damit doch beträchtlich abnimmt.
Die Kamera lässt die Einstellung von bis zu ISO 1600 zu. Diesen Wert habe ich nur versuchsweise genutzt, das Rauschen ist dabei zwar immer noch besser als das mancher Kompaktkamera bei ISO 400, und manchmal ist es sicher besser, ein stark verrauschtes Foto zu haben als gar keines, wirklich brauchbare Ergbnisse sind bei diesem Wert aber nur schwer zu erzielen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich die kamerainterne Rauschunterdrückung bisher nicht genutzt habe, da ich diese Schritte manuell in Nikon Capture NX ausführe (und dort besser kontrollieren kann).
Bildschirm und LCD-Anzeige
Der Bildschirm auf der Rückseite der Kamera ist zwar gegenüber der D70 etwas gewachsen, so richtig berauschend ist er jedoch nicht, vor allem im Vergleich zu dem der neueren Modelle. Die Menüführung ist sehr gut: wenn man sich einmal mit der Struktur befasst hat, findet man die gewünschten Punkte auf Anhieb. Die automatische Bildanzeige nach der Aufnahme habe ich grundsätzlich ausgeschaltet: ausser, dass sie überflüssigen Energieverbrauch bedeutet und die Akku-Laufzeit verringert, stört das Aufleuchten des Bildschirms vor allem dann, wenn man Bilder in Serie schiesst und die Kamera dabei nicht von den Augen nimmt. Vor allem in dunkler Umgebung ist das Leuchten des Bildschirms dann absolut nervig. Über die Wiedergabe-Taste kann bei Bedarf jedes Bild zur Kontrolle aufgerufen werden, wenn es denn notwendig ist. Bei der D70s ist der Bildschirm serienmässig mit einer Kunststoff-Abdeckung geschützt, für die D40 gibt es dieses praktische kleine Teil leider nicht, hier muss es notfalls eine Schutzfolie tun, wie es sie auch für Handys oder Palmtops gibt.
Neben der Betrachtung des Bildes selber sind vor allem die Daten interessant, die sich einblenden lassen. Während die Bilder selber mit den Oben- und Unten-Wippen der Schaltwippe auf der Rückseite durchblättert werden, kann man im Anzeigemodus per Rechts- oder Links-Klick zusätzliche Informationen zum Bild holen. Einmal wären da die detaillierten Bilddaten (Belichtungszeiten, Blende etc.), dann das Histogramm, d.h. die Anzeige der Hell-/Dunkel-Verteilung im Bild, und schliesslich eine Sicht, in der auf dem Bild die Über- bzw. Unterbelichteten Bereiche blinkend dargestellt werden. Das einzige, was mir fehlt, ist ein Farb-Histogramm, d.h. die Hell-Dunkel-Verteilung in den einzelnen Farbkanälen. Das hat jedoch noch nicht einmal die D200, erst mit der D300 ist dieser Luxus auch auf dem Bildschirm der Kamera erschienen.
Die D40/D60 verzichtet auf den LCD-Bildschirm auf der Oberseite der Kamera. Ich habe ihn dort deutlich vermisst, weil eine schnelle Status-Kontrolle nicht möglich ist, ohne den hinteren Bildschirm mit der Info-Taste einzuschalten. Verbleibende Anzahl Bilder, ISO, Batterie-Status, Autofocus- und Weissabgleich-Einstellung, all das kann ich mit einem Blick nach dem Einschalten der Kamera erfassen.
Einstellräder
Die D70s verfügt über zwei Einstellräder: eines vor dem Auslöser auf der Vorderseite, und eines auf der Rückseite des Gehäuses. Die Funktion passt sich den jeweiligen Bedürfnissen an: bei Programmautomatik kann mit dem hinteren Rad die Zeit-Blenden-Kombionation verschoben werden (d.h. bei gleicher Belichtung können verschiedene Zeit-Blenden-Kombinationen durchlaufen werden, also z.B. grössere Blende bei kürzerer Zeit für einen unscharfen Hintergrund, oder kleinere Blende bei längerer Zeit für mehr Schärfentiefe). Das vordere Einstellrad ist in diesem Moment funktionslos. Bei Blenden- oder Zeitautomatik und natürlich bei manueller Belichtungseinstellung kann man sich die Einteilung gut merken: das hintere Rad ist für die Einstellung der Belichtungszeit zuständig (was ja in der Kamera passiert), das vordere Rad für die Einstellung der Blende (die ja im Objektiv sitzt). Für den, der nicht ausschliesslich vollautomatisch fotografiert, ist dies gegenüber dem einzigen Rad der D40/D60 eine feine Sache: direkter Zugriff, keine Knöpfchen-Rad-Kombination, einfach schneller und intuitiver einzustellen.
Eine feine Sache ist die Verschiebung der Blenden-Zeit-Kombination: in der Programm-Automatik (P) kann die Kombination aus Zeit und Blende durch Drehen des hinteren Rades verschoben werden, ohne dass sich die von der Kamera gewählte Belichtung ändert. Ich kann also mit einem Dreh eine grössere Blende und dabei eine kürzere Zeit auswählen, als vom Computer der D70s vorgeschlagen, oder umgekehrt, wenn z.B. mehr Tiefenschärfe erwünscht ist, die Blende schliessen, dabei wird automatisch auch die Belichtungszeit verlängert, so dass das Foto immer korrekt belichtet ist.
Die Knöpfchen-Rad-Kombinationen gibt es natürlich auch bei der D70s, allerdings nur für Funktionen, wo dies sinnvoll ist, z.B. bei der Belichtungskorrektur oder der ISO-Verstellung. Für die Belichtungskorrektur wird die Taste mit dem -/+ Symbol gedrückt gehalten, mit dem hinteren Einstellrad kann jetzt die Belichtung in 1/3 oder 1/2-Stufen (je nach grundsätzlicher Einstellung an der Kamera) in Richtung Unter- oder Überbelichtung verschoben werden. Analog funktioniert die ISO-Verstellung: ISO-Knopf auf der Rückseite der Kamera drücken, dann sieht man im oberen Display den aktuellen Wert, mit dem hinteren Einstellrad kann man diesen dann verändern zwischen 200 und 1600.
Sucher
Der Sucher der D70s hat eine ganz besondere Eigenschaft: die einblendbaren Gitternetzlinien. Über das Konfigurationsmenü der Kamera können diese Linien im 1/3-Raster eingeblendet werden, wozu bei anderen Kameras eine spezielle Mattscheibe gekauft werden muss (wenn man sie denn überhaupt wechseln kann). Ich liebe diese Linien aus mehreren Gründen. Einmal unterstützen die Linien die Bildkomposition: die Drittelteilung des Bildschirms hilft, wenn man den Bildaufbau nach den Regeln des Goldenen Schnitts vornehmen möchte (mehr dazu unter
Wikipedia Zum anderen helfen sie sehr bei der Ausrichtung der Kamera: sobald ich eine horizontale oder vertikale Kante im Bild habe, kann ich sie mit den Linien im Sucher anpeilen und komme so zu einer gezielten Ausrichtung. Zwar ist in der Nachbearbeitung das Drehen des Bildes immer noch möglich, aber ein unnötiger Schritt, der vor allem den sichtbaren Ausschnitt verkleinert (da die gedrehten Ecken ja abgeschnitten werden).
Sehr gut sind auch die Autofocus-Sensoren dargestellt. Automatisch leuchtet der aktive Sensor entweder schwarz auf, wenn der Hintergrund hell ist, oder rot, wenn der Hintergrund dunkel ist. Die sonstigen Informationen (Aktiver AF-Sensor, Zeit, Blende, Belichtungskorrektur, Blitzbereitschaft, Anzahl verbleibender Bilder) werden unten am Bildschirmrand angezeigt. Mir persönlich fehlt dort die aktuelle ISO-Einstellung, da ich sie häufig wechsle und so immer erst den Blick auf das obere Display benötige, bei gleichzeitigem Druck auf die ISO-Taste, um den eingestellten Wert prüfen zu können.
Ein weiterer Nachteil des Suchers ist gleichzeitig sein grösster: er ist zu klein. Wenn man von der F3 oder F100 kommt, dazu noch Brillenträger ist, fällt das ganz besonders auf. Und besonders macht sich das bemerkbar, wenn man mit sehr lichtstarken Objektiven wie dem 50 mm f/1.8 oder Ähnlichem fotografiert und versucht, die Schärfe manuell einzustellen. Bei offener Blende ist die Tiefenschärfe so klein, dass man sehr genau z.B. auf die Augen einer Person scharfstellen muss. Mit dem kleinen Sucher der D70 ist das nur sehr schwer möglich, da das Bild im Sucher schlichtweg zu klein ist. Dies ist auch der eine zentrale Punkt, der mich zu einem Wechsel auf die D200 bewegen dürfte, wenn einmal ein für mich bezahlbares Exemplar im Handel auftauchen würde.
Dass der Sucher klein ist, fällt allerdings nur auf, wenn man die Modelle mit besserem Sucher kennt oder viel manuell arbeitet. Wer von einer Kompaktkamera oder z.B. einer Film-Canon EOS 300 kommt, dem wird der Sucher sogar gross oder zumindest übersichtlich erscheinen. Es ist also durchauf kein Knock-Out-Kriterium, wie es auf Neudeutsch so schön heisst, sondern allenfalls ein Kriterium für eine Optimierung.
Autofocus
Die D70s verfügt über 5 Autofocus-Messfelder im Sucher. Wahlweise kann auf das nächste Objekt, auf eines einmal angepeilte mit "intelligenter" Verfolgung der fix mit einem manuell gewählten Focusfeld gearbeitet werden. Da die Automatik-Varianten nicht immer meiner Vorstellung entsprechen, arbeite ich ausschliesslich mit einem manuell gewählten Feld, meistens dem Mittleren. Bei aussermittigen Objekten lässt sich der Autofocus über die AF-L-Taste blockieren: Objekt anpeilen, Auslöser andrücken, bis die Kamera scharf gestellt hat, dann AF-L-Taste gedrückt halten und in den gewünschen Ausschnitt schwenken. Bei allen D70 und D70s-Gehäusen, mit denen ich gearbeitet habe, hat der Autofocus hervorragend funktioniert. Vielleicht nicht so schnell wie der der Profi-Nikons, in Zusammenarbeit mit den AF-S-Objektiven jedoch schnell genug.
Kompatibilität
Womit wir bei den Objektiven wären. Im Gegensatz zur D40/D60 ist die D70s mit allen AF-Objektiven von Nikon vollständig kompatibel, da sie noch über die Antriebswelle im Bajonett verfügt, mit dem der Autofocus der Objektive gesteuert wird, die keinen eigenen Antrieb besitzen. Solche Objektive können zwar auch auf der D40/D60 eingesetzt werden, allerdings nur mit manueller Scharfstellung. Objektive mit eigenem Antrieb haben bei Nikon das Kürzel AF-S im Namen, den anderen fehlt das "-S". Bei Sigma heisst das Kürzel HSM. Wer nur ein oder zwei Zooms dieser Bauart verwendet, dem mag das egal sein, für mich ist es jedoch ein sehr zentraler Punkt. Mehr dazu nachfolgend unter "Objektive".
Allerdings ist auch die D70s alles andere als perfekt, was Kompatibilität betrifft: alle manuellen Nikon-Objektive kann man zwar auf der Kamera verwenden, dann funktioniert aber noch nicht einmal die Belichtungsmessung. Für statische Objekte ist das kein Beinbruch, manuelle Einstellung von Blende und Zeit und sofortige Kontrolle des Ergebnisses am Bildschirm ermöglichen es, auch so sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Es ist aber nicht befriedigend, und bei mobilem Einsatz in wechselnden Lichtverhältnis definitiv nicht praktikabel. Hier kommt die zweite Versuchung für eine D200, denn diese ist ebenso wie ihre neuere Schwester, die D300, auch mit manuellen Objektiven der AI- und AIS-Bajonette vollkommen kompatibel.
KB und DX und FX
Auch diese Kompatibilität hat jedoch im richtigen Leben einige Schwachpunkte, für die allerdings nicht die Kamera, sondern das Sensorformat verantwortlich ist. Da der Sensor der Kamera kleiner ist als das gute alte Negativformat von 24x36 mm, wird nur ein Ausschnitt dessen gezeigt, was die Objektive auf ein Negativ bannen könnten. Ein Objektiv mit 50 mm Brennweite zeigt also an der D70s nicht den Ausschnitt der Welt, den wir von der Kleinbildkamera her gewohnt sind, sondern nur einen Ausschnitt, der an der Kleinbildkamera einer Aufnahme mit einem 75 mm - Objektiv entsprechen würde. Diesen Effekt nennt man die Brennweitenverlängerung der Digitalkameras, die bei Nikon einen Wert von 1.5 hat. Das ist eigentlich eine unsinnige Aussage, die Brennweite des Objektivs bleibt ja gleich, es verändert sich nur die "gefühlte" Brennweite für den am Kleinbildnegativ geeichten Fotografen. Und das werden in Zukunft wohl weniger werden, die Jugend kennt das Kleinbild ja mehr und mehr nur noch als Kuriosum, wie unsereiner die Plattenkameras.
Da bei einem kleineren "Negativ" auch die Fläche, die ein Objektiv mit Licht bedecken muss, kleiner ausfällt, hat Nikon Objektive entwickelt, die speziell auf dieses Format zugeschnitten sind. Sie sind an der Bezeichnung "DX" im Namen zu erkennen. DX hat sich bei Nikon zur Bezeichnung all der Dinge entwickelt, die mit dem kleineren Sensor zusammenhängen. Im Gegensatz dazu steht das mit der D3 als erster Vollformat-Nikon im Digitalbereich geborene Kürzel "FX", was bedeutet, dass der Sensor der D3 ziemlich genau die Abmessungen des alten Negativformates hat. DX-Objektive können an analogen Kameras nicht sinnvoll eingesetzt werden, weil sie nicht die komplette Filmfläche gleichmässig belichten, was zu schwer abgedunkelten Ecken führt.
Objektive
Mit dem Thema kann meine eine eigene Homepage füllen, daher konzentriere ich mich auf die wenigen Objektive, die ich selber benutzt und/oder besessen habe, und versuche einen Überblick zu geben, der dem Einsteiger etwas Gefühl für das Thema vermitteln soll.
Standard-Zooms
Mit der D70 kam auch ein neues Standardzoom auf den Markt, das 18-70 f/3.5-4.5 ED-IF AF-S (was für ein Name...). Standard deshalb, weil es im Set geliefert wurde, den wichtigsten Bereich von (bezogen auf die Kleinbild-Sicht) 27-105 mm abdeckte und damit als immer-dabei-Universalobjektiv taugt. Das Besondere an diesem Objektiv aber ist seine Qualität: Nikon ist nicht der Versuchung erlegen, so billig wie möglich irgendein Stück Linse für das Set zu liefern, sondern eine Kombination aus Objektiv und Kamera anzubieten, die ohne Einschränkung perfekte Bilder ermöglicht. Ich bin davon überzeugt, dass Nikon mit der D70 den Grundstein für den aktuellen Erfolg gelegt hat. Gegen Ende des Analog-Zeitalters (Anfang dieses Jahrtausends) war Canon immer mächtiger geworden am Markt: mit der EOS 300, 3000, 30V, der 3 und 1 sowie vor allem hervorragenden Objektiven schien Nikon immer etwas zu spät und etwas zu einfach zu kommen. Mit der D70 drehte Nikon den Spiess um: sie war teurer als die damals vergleichbare 300D von Canon, aber sie setzte ganz auf Qualität. Schon die ersten Berichte auf dpreview.com und ähnlichen Seiten kamen immer zu dem Schluss, dass die D70 zwar einiges mehr kostete als ihre Konkurrentin, dass das Geld aber in jedem Fall gut angelegt sei, der Gegenwert für den Anwender spürbar sei. Selbst als Canon schon 8 MP-Sensoren anbot, konnte Nikon mit seinen 6 MP noch lange gegenhalten. Megapixel sind nicht alles! Diese Grundhaltung, und die Konzentration auf das Wesentliche, eine klare Linie, wenige, aber sinnvoll abgegrenzte Produkte und vor allem Qualität von der D40 bis zur D3 haben Nikon wieder ganz nach vorne gebracht. Aber zurück zu den Objektiven, genauer zum ersten DX-Standardzoom:
Das Objektiv wurde (und wird) serienmässig mit einer Streulichtblende (auch Sonnen- oder Gegenlichtblende genannt) geliefert. Mit einer Blende von 3.5-4.5 ist es zwar 1-2 Blenden "langsamer" als die Profi-Optiken mit Blende 2.8, etwas abgeblendet liefert es aber perfekte Ergebnisse. Dank AF-S (Ultraschall-Autofocus, entsprechend dem USM bei Canon oder HSM bei Sigma) ist die Fokussierung extrem schnell und lautlos, dank IF (Innenfokussierung) dreht sich beim Scharfstellen die Frontlinse nicht, auch ändert sich dadurch nicht die Länge des Objektivs. Wer für relativ kleines Geld einsteigen will und sauber arbeitet, dem sind mit der Kombination aus D70s und dem 18-70 kaum Grenzen gesetzt, selbst in Zeiten von 12 und mehr Megapixeln.
Mit dem Erscheinen der D40, die ja ein wesentlich kleineres Gehäuse als die D70s hat, musste auch Nikon ein passendes (billigeres) Set-Objektiv aus dem Hut zaubern. Das taten sie in Form des 18-55 AF-S, was dem alten 28-80 mm Standardzoom aus den Filmtagen entspricht. Das Objektiv war kleiner, leichter, fühlbar billiger und auch nicht besonders ansehnlich, wurde ohne Streulichtblende geliefert und zielte damit genau auf Canons Billig-Zoom, aber die ersten Tests ergaben eine sehr gute Bildqualität. Wer den Cent bzw. Rappen dreimal umdrehen muss, der fährt also selbst mit dem einfachsten Zoom von Nikon besser als mit manchem teureren Objektiv der Konkurrenz. Dass AF-S nicht gleich AF-S ist, hört und fühlt man bei der Verwendung dieses Objektivs. Ähnlich wie bei Canon, wo es die teureren Objektive mit Ringförmigem USM-Motor gibt und die billigen mit einem kleinen USM-Antrieb, der die Scharfstellung am Ende aber doch mechanisch umsetzt, so ist auch hier im Vergleich zum 18-70 mm Zoom mehr Geräusch und weniger Geschwindigkeit zu spüren.
Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, und so kamen mit den Kameras von Sony (anfangs Konica-Minolta), Pentax, Panasonic und Olympus immer mehr Gehäuse mit integrierter Anti-Wackel-Technik. Diese hat zwar den Vorteil, mit allen Objektiven zu funktionieren, ist aber weniger effektiv als eine objektivspezifische Technik, wie Nikon und Canon sie anbieten. Der Nachteil dabei ist natürlich, dass die Anti-Wackel-Technik mit jedem Objektiv neu gekauft werden muss, was die Sache nicht ganz billig macht.
Bereits zu Analog-Zeiten gab (und gibt) es das 24-120 AF-S VR (VR steht für Vibration Reduction, also Wackel-Reduktion). Ich habe dieses Objektiv lange auch für die D70, D40 und D70s genutzt, es ergibt wunderbare Ergebnisse, ist schnell, leise und ermöglicht die Anwendung auch bei sehr schwachem Licht. Der Nachteil ist die Brennweite: 24 mm ist auf Kleinbildfilm ein sehr schöner Weitwinkelbereich. Mit dem DX-Sensor werden daraus schlappe 36 mm, also kaum noch weit genug, um eine Innenraum-Aufnahme zu machen. Der Vorteil für Veranstaltungsfotografen ist natürlich, dass auch aus gemässigten 120 mm Tele auf der langen Seite mit dem kleinen DX-Sensor 180 mm werden, ohne dass das Objektiv länger wird. Das Objektiv kann ich uneingeschränkt empfehlen, vor allem natürlich dann, wenn parallel Analog und Digital fotografiert wird.
Als Antwort auf die Einstiegs-Sets der Konkurrenz mit im Gehäuse integrierter Anti-Wackel-Technik wurde mit dem Erscheinen der D60 das 18-55 mm Standardzoom um das "VR" im Namen erweitert. Klein, leicht und optisch einwandfrei, stellt dieses immer noch sehr günstige Objektiv ein optimales Einstiegs-Zoom für den kleinen Geldbeutel dar.
Für den grösseren Geldbeutel entwickelte Nikon das Universal-Zoom schlechthin: 18-200 mm AF-S VR. Die Riesen-Brennweiten-Monster gab es ja schon länger, bei den Universalisten von Sigmga, Tamron und Tokina wie auch bei Nikon selber in Form der 28-200 und 28-300 mm Superzooms für analoge Kameras, allen gemeinsam war jedoch eine sehr mässige Bildqualität, so dass diese Objektive fast ausschliesslich von weniger anspruchsvolle Urlaubsfotografen gekauft wurden. Wer sich ernsthaft mit Fotografie beschäftigte, der nutzte diese Zoom-Monster bestenfalls als Briefbeschwerer. Nun, mit dem bis heute praktisch konkurrenzlosen 18-200 VR widerlegte Nikon die bis dahin geltende Meinung, dass ein so grosser Brennweitenumfang nur mit schlechter Qualität erkauft werden kann. Das Objektiv bekam von Anfang an sehr gute Beurteilungen, ist im Ergebnis durchaus mit dem 18-70 vergleichbar, bietet dank VR und der Brennweite aber enorm breite Einsatzmöglichkeiten. Nach der Ankündigung und den ersten Tests war die Nachfrage aus der Nikon-Gemeinde so gross, dass das Objektiv teilweise monatelange Lieferzeiten hatte. Heute ist das nicht mehr der Fall, und auch wenn es nicht ganz billig ist, so bekommt dieses Objektiv von mir die uneingeschränkte Empfehlung für alle, die ein sehr gutes und universelles Reise-/Allround-Zoom benötigen. Auf der D70s meiner Frau ist dieses Objektiv ständig montiert, für Veranstaltungen und Ereignisse, die schwer planbar sind, ist der grosse Brennweitenbereich genauso ein Segen wie auf Reisen, wo man wenig Gepäck und möglichst keine Objektivwechsel vornehmen möchte.
Da ich selber viele Fotos an eher dunklen Orten mache (Feiern in Kirchen vor allem, ohne Blitz), habe ich ein Objektiv gesucht mit einer höheren Lichtstärke. Bei Nikon gibt es das hervorragende 17-55 mm f/2.8, das allerdings ein Vermögen kostet und damit für viele Amateure ausserhalb der finanziellen Reichweite liegen dürfte. Auch hat mich gestört, dass bei diesen Beträgen keine VR-Technik enthalten ist, die ich durch die beiden Universalzooms sehr schätzen gerlent hatte. Da es bei Nikon nichts vergleichbares gibt, habe ich mich bei den Drittanbietern umgeschaut und bin auf ein kleines Schätzchen gestossen: das Tamron SP AF 17-50mm F/2,8 XR Di II LD Aspherical [IF] (die Namen werden offensichtlich immer länger, je interessanter das Objektiv ist). Zwei grosse Vorteile gegenüber dem Nikon-Original sind schnell gefunden: es kostet nur ein Drittel (meines habe ich für EUR 369 neu gekauft, im Fachhandel), und es wiegt nur die Hälfte. Natürlich hat es auch keine Anti-Wackel-Technik, aber für den Preis lässt sich das verschmerzen. Die grosse Lichtstärke führt ja dazu, dass man mit kürzeren Zeiten arbeiten kann, damit ist auch die Gefahr des Verwackelns nicht ganz so hoch.
Vor allem wenn man Personen in schattigen Räumen ablichten will, ist die Lichtstärke wichtiger als VR-Technik: VR führt ja lediglich dazu, dass das eigene Zittern keine Bildunschärfe bei langen Belichtungszeiten erzeugt. Die Bewegung von Menschen dagegen kann die beste VR-Technik nicht einfrieren, da helfen nur kürzere Belichtungszeiten. Und dafür braucht man eben die grosse Blendenöffnung.
Das Tamron ist mein immer-dabei-Zoom geworden. Blende 2.8 gibt nicht nur kurze Belichtungszeiten, sondern auch kleine Schärfentiefe: Objekte können damit freigestellt werden, Portraits vor verschwommenem Hintergrund isoliert werden. Für Sportfotografen ist es natürlich zu "kurz", für viele andere jedoch perfekt. Mechanisch ist es nicht so vollkommen wie das Nikon-Pendant, aber optisch lässt sich ein sichtbarer Unterschied allenfalls im direkten Vergleich bei offener Blende feststellen, wo das Tamron bei Randabdunkelung (Vignettierung) und Kontrast / Schärfe ganz leicht nachlässt. Für die allgemeine Fotografie, vor allem bei begrenztem Budget, halte ich das Tamron-Objektiv neben dem Nikon Standardzoom 18-70 mm für die beste Lösung in dieser Preisklasse.
Festbrennweiten
Wer meine frühere, nicht so positive Einschätzung von Zooms gelesen hat, wird sich wundern, dass ich so viel Zeilen über dieselbe verliere, ohne ein Wort zur Festbrennweite zu sagen. Nun, das liegt darin, dass es da leider kaum etwas zu sagen gibt! Wie viele Fotografen würde ich mir das kleine und leichte Trio 24 mm f/2.8, 50 mm f/1.4 und 105 mm f/2.5 für das Digitalformat wünschen, aber leider gibt es bisher keine einzige Festbrennweite, die speziell diesen Bereich abdeckt. Am nächsten kommt der Sache noch das 85 mm f/1.8 AF-D, was an der D70s ungefähr einem 130 mm bei Kleinbild entspricht. Damit ist es meines Erachtens das beste, noch bezahlbare Hochleistungs-Portraitobjektiv. Bei den beiden anderen Brennweiten sieht es nicht so gut aus. Dem 50er kommt das 35 mm f/2.0 noch am nächsten, dem 24er oder auch einem 28er entspricht nichts wirklich, vor allem nicht, was man bezahlen könnte.
Von Sigma gibt es zwei Festbrennweiten speziell für das DX-Format, sogar mit Ultraschall-Autofocus (bei Sigma HSM genannt). Das 30 mm f/1.4 entspricht einem 45 mm Standardobjektiv in Kleinbildformat, das neue 50 mm f/1.4 einem kurzen 75 mm Tele. Über beide kann ich nicht viel sagen, da ich sie nicht ausprobiert habe. Die Testberichte bescheinigen zumindest dem 30 mm f/1.4 keine optimalen Werte in den Laborergebnissen. Nun sind die Erwartungen an eine Festbrennweite naturgemäss sehr hoch, und ob die Testergebnisse im realen Leben von Bedeutung sind, muss jeder für seine eigenen Anforderungen abschätzen. Schwierig macht es solchen Objektiven natürlich auch, dass die Zoom-Objektive so viel besser geworden sind. Ihre zentrale Berechtigung haben sie meines Erachtens nicht mehr so sehr durch die hervorragende Bildqualität, sondern vor allem durch ihre Lichtstärke. Portraits mit Blende 1.8 heben das Gesicht vor dem Hintergrund hervor, wie es mit keiner kleinen Digitalknipse möglich ist.
1.8 ist denn auch die maximale Öffnung des Objektivs, das in keiner Fototasche fehlen sollte: das gute alte 50 mm f/1.8 AF-D. Mit dem kleineren Sensor entspricht das Ergebnis dem einer Aufnahme mit 75 mm Brennweite bei Kleinbild. Mit diesem kleinen und günstigen Objektiv hat man eines der schärfsten Optiken überhaupt, weit genug für die Aufnahme ganzer Personen, lang genug für ein Portrait, und lichtstark wie kein Zoom.
Akku
Genug der Objektive, eigentlich müsste ich einen eigenen Artikel daraus machen, und selbst der würde nie wirklich fertig werden. Also wechseln wir das Thema und kommen zum Akku. Moderne Kameras funktionieren allgemein nicht mehr ohne elektrischen Strom, Digitalkameras sind vollkommen abhängig davon. Die Lebensdauer des Akkus ist also von zentraler Bedeutung, wenn man länger unterwegs ist (Reisefotografie) oder sehr viele Bilder am Stück machen muss (Anlässe, Hochzeiten).
Der Akku der D70s hält eine mittlere Ewigkeit. Wir haben teilweise weit über 1000 Bilder mit einer Akkuladung gemacht, mit eingeschalteter Anti-Wackel-Technik (die zusätzlich Strom zieht), aber ohne Blitz. Der Einsatz des Kamerainternen Blitzes kostet natürlich mächtig Strom, gleichzeitig ist seine Reichweite äusserst bescheiden, so dass er wirklich sinnvoll nur als gelegentlicher Aufhellblitz (z.B. bei starkem Gegenlicht) oder als Notlösung taugt, wenn es gar nicht anders geht. Wer ernsthaft blitzen muss, dem sei Nikons SB-600 oder SB-800 empfohlen.
Zurück zum Akku. Die Leistung ist also absolut zufriedenstellend, problematisch ist die Information über den Ladezustand. Im oberen Display der D70s wird mit einer Balkenanzeige der Ladezustand angezeigt. Normalerweise würde man ja davon ausgehen, dass der Akku bei 100% Symbol voll ist, bei 50% halbleer, bei 25% viertel leer, und schliesslich kurz vor Null den Betrieb einstellt. Normalerweise. Die D70s sieht das wesentlich gelassener: der Leistungsbalken bleibt eigentlich immer auf 100%. Wenn er dann auf 50% sinkt, wechselt man besser ganz schnell den Akku, denn mehr als 5-10 Bilder dürften dann kaum noch zu schaffen sein.
Für die D70 gibt es von Nikon keinen Batterie-Handgriff. Ich hatte einen solchen auf meiner Canon EOS 50e, mit dem Hochformatauslöser und der enormen Batterie-Kapazität wurden Grösse und Gewicht der Kombination aus Kamera und Handgriff mehr als ausgeglichen. Das hohe Gewicht stabilisierte zudem die Kamera, so dass Auslösungen mit längeren Belichtungszeiten möglich waren. Es gibt wohl von Drittherstellern reine Batteriehandgriffe für die D70s, diese haben aber keinen Hochformatauslöser, bringen nur mehr Energie. Da ziehe ich persönlich dann doch den normalen Ersatzakku vor, gewechselt ist er schnell genug. Neben dem Nikon-Originalakku gibt es z.B. bei
Brenner Alternativen, die deutlich günstiger sind.
Speicherkarte und Datenübertragung
Im aktuellen Nikon-Programm unterscheiden sich die Consumer- von den Prosumer und Professional-Modellen vor allem dadurch, dass erstere mit den kleinen SD-Karten arbeiten, letztere mit den grossen CF-Karten (Compact Flash). Im Gegensatz dazu arbeitet die D70s noch mit CF-Karten, deren Umgang mir bedeutend sympatischer ist als die mit den kleinen SD-Karten. 2004 kostete eine Karte mit 512 MB mehr als heute eine mit 4 GB, und so verwende ich heute hauptsächlich letztere. Auf eine 4 GB-Karte passen knapp über 700 Bilder im RAW-Format, zwei Karten reichen auch für umfangreiche Veranstaltungen.
Die Grösse der Karte ist eine Frage des persönlichen Bedarfs. Wer wenige Bilder macht, hauptsächlich Familienfotos oder einzelne Bilder im beruflichen Alltags, der wird kaum mehr als 1 oder 2 GB benötigen. In diesem Fall ziehe ich sogar mehrere kleinere Karten vor, weil beim Ausfall einer Karte nicht gleich alle Bilder weg sind, sondern nur ein Teil davon. Anders sieht es aus, wenn man Anlässe fotografiert: der grosse Vorteil der Digitalkamera z.B. bei einer Hochzeit ist, dass man nicht ständig den Film / die Karte wechseln muss, sondern praktisch ohne Unterbrechung vom Anfang bis zum Ende durcharbeiten und sich dabei voll auf das Geschehen konzentrieren kann.
Für wichtig halte ich die Wahl des Kartentyps bzw. Herstellers. Einen Kartenausfall hatte ich erst einziges Mal, und der ist mir mit einer Noname-Karte passiert. Seitdem habe ich nur noch die besten verfügbaren Karten gekauft. In der Regel sind das zwar vor allem die schnellsten Karten (was die D70s nur zum Teil nutzt), aber auch die Gewähr gegen Ausfälle und die Garantie sind hier besser als bei den Drogerie-Billigkarten. Vor allem wer viel Unwiederbringbares fotografiert (und das können auch die Kinder sein, jünger werden sie nie wieder!), sollte meines Erachtens an dieser Stelle nicht sparen und von Anfang an z.B. mit SanDisk
. Extreme oder Lexar Professional Karten arbeiten.
Das Auslesen der Bilder auf den Computer kann man entweder direkt über die Verbindung der Kamera mit dem Computer machen, oder indirekt, indem die Karte aus der Kamera genommen und die Bilder über ein Kartenlesegerät auf den Rechner übertragen werden. Die Übertragung direkt aus der Kamera ist nicht das Gelbe vom Ei: die USB-Schnittstelle der Kamera ist zu langsam. Für einigermassen vernünftige Übertragungszeiten lohnt sich daher die Anschaffung eines sogenannten Kartenlesegerätes, das per USB-Kabel an den Rechner angeschlossen wird. Auch können viele Fotodrucker Karten lesen und die Daten auch auf den Rechner übertragen, wenn auch meistens nicht so schnell wie die kleinen und billigen Kartenleser.
Die Lernkurve. Oder: wie man mit der Enttäuschung fertig wird.
Nun ist das Fotografieren an sich ja eine relativ witzlose Sache, wenn man die Bilder nicht später einmal am Bildschirm betrachten oder auf Papier gedruckt an die Wand hängen oder ins Album kleben kann. In der Werbung wird der Schritt zwischen Kamera und Album gerne ausgelassen, oder freundlich lächelnde Damen diverser Fotolabore vermitteln einem das Gefühl, es ginge alles ganz von alleine. Tut es, wenn man keine besonderen Ansprüche hat, tut es nicht, wenn man mehr aus der Kamera holen möchte als die Bilderchen, die auch eine 150 Euro Digital-Knipse schafft, manchmal sogar besser als unsere D70s. Denn die Knipse ist ganz auf ein schnelles Ergebnis ausgelegt: brilliante Farben, tierische Schärfe, mächtig viele Megapixel. Knipsen, drucken, und voll das krasse Ergebnis. Zumindest solange die Sonne scheint. Denn bei Dämmerung, in Innenräumen, bei schwierigen Lichtverhältnissen, da kommen die Stärken der DSLR zum Tragen. Aber eben: wenn man sie aus den Bilddaten holen kann.
Dafür gibt es das RAW-Format, das bei Nikon NEF heisst. Das ist nichts anderes als eine Art Negativ auf digital: genau die Daten, wie sie der Sensor der Kamera übergeben hat. Ein Bild ist das nicht, sondern die reinen Sensordaten, Pixel für Pixel. Erst ein sogenannter RAW-Konverter macht aus diesem Datensalat ein Bild. Der RAW-Konverter ist in vielen Bildbearbeitungspgrogrammen enthalten, z.B. im mit der Kamera gelieferten Picture Project von Nikon, dem alten Nikon View, dem neueren ViewNX
., dem kostenpflichtigen Capture NX (alle von Nikon), oder den vielen neutralen Lösungen, angefangen vom kostenlosen Picasa auf Google bis zu Aperture (für Apple), Photoshop Elements, Photoshop CS, Lightroom, DxO
. und noch einigen anderen mehr oder weniger teuren Programmen.
Ich bräuchte noch weitere 20 MB Speicher auf dem Server, zwei Jahre Zeit und eine Grundrente, um den kompletten Ablauf der Bildbearbeitung hier zu beschreiben. Dazu möchte ich auf die Hilfen der Software-Lieferanten verweisen. Neben den Handbüchern und Online-Hilfen ist bei vielen Paketen sogar eine Sammlung von Filmchen und pdf-Dokumenten verfügbar, ausserdem gibt es mittlerweile sehr gute Literatur mit vielen Beispielen. Ein Buch, das mir enorm geholfen hat, ist z.B.
Die digitale Dunkelkammer: Vom Kamera-File zum perfekten Print: Arbeitsschritte, Techniken, Werkzeuge von Bettina und Uwe Steinmüller. Wer es ernst meint mit der Fotografie, dem sei diese Band empfohlen, ich persönlich halte ihn für das Beste, was derzeit verfügbar ist.
Die Qual fängt schon mit der Auswahl des Programmes an. Von fast allen Software-Paketen kann man glücklicherweise Probeversionen aus dem Internet herunterladen, so dass man zwei bis vier Wochen lang intensiv testen kann, bevor man sich festlegt. Ich selber bin bei Lightroom gelandet, von Adobe, nutze aber parallel dazu auch Nikon View und Capture NX. Am Ende muss jedoch jeder selber herausfinden, welches Programm die eigene Arbeits- und Vorgehensweise optimal ergänzt, und was er mit den Bildern machen möchte.
Was nun hat man davon, in RAW zu fotografieren, alle Bilder erst mehr oder weniger mühsam umwandeln zu müssen, um am Ende auf das JPG-Format zu kommen, das die kleine Knipse automatisch produziert?
Ganz einfach: Einfluss auf das Ergebnis. Bei RAW-Bildern kann ich den Weissabgleich nachträglich ändern, die Belichtung korrigieren, das Rauschen entfernen. RAW ist bei der D70s verlustfrei komprimiert, anders als bei JPG gibt es keine Komprimierungs-Artefakte, also fehlerhafte Details im Bild, die durch die Komprimierung der Daten erzeugt werden.
Wer einmal bei schwierigem Licht fotografiert hat und die RAW-Bilder anschliessend so überarbeiten konnte, dass gute bis sehr gute Ergebnisse bei den Bildern erzielt werden, wo die oben genannten Knipsen nur noch grieselige Bilder in grässlichen Farbstichen ablieferten, der ist von JPG direkt aus der Kamera geheilt.
Wo liegt nun die Schwierigkeit bei der RAW-Bearbeitung? Nun, es ist dieselbe, die auch schon in der guten alten Dunkelkammer das Problem war: es gibt keinen Königsweg, keine einfache Lösung, keine Reihenfolge von Schritten, die man nach Schema F durchlaufen muss, um zum perfekten Ergebnis zu kommen. Es gibt nicht einmal ein perfektes Ergebnis, denn die Wahrnehmung von Bildern ist immer eine sehr subjektive Angelegenheit.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, dieser Satz gilt hier wie kaum irgendwo sonst. Die Schwierigkeit, und damit auch die Gefahr des Aufgebens, liegt in der digitalen Nachbearbeitung darin, dass die sinnvollen Einstellungen für ein Bild "erarbeitet" werden müssen. Welche Änderungen, mit welchen Werten, in welcher Reihenfolge zum (für mich) perfekten Ergebnis führen, das ist mit jedem Bild anders, mit jeder Software anders, in jeder Aufnahmesituation anders. Wie im alten Labor hilft nur eins: üben, üben, üben. Erst Erfahrung in der Auswirkung der einzelnen Schritte, der Werte, des Umfangs von Anpassungen wird mit der Zeit dazu führen, dass man die notwendigen Änderungen einfach "im Gespür" hat, dass man etwas zielgerichteter das gewünschte Bild erarbeitet.
Und darin liegt für meine Vorstellung auch der grosse Unterschied zwischen dem Gelegenheitsfotografen, der ähnlich wie früher im Billig-Labor die Bilder einfach machen lässt, und dem Amateur (wörtlich: Liebhaber) und vielleicht sogar Künstler (wo Kunst noch von Können kommt), der ein Bild gezielt komponiert, den Eindruck oder die Idee bei der Aufnahme konsequent mit Hilfe der doch ziemlich komplexen Werkzeuge umsetzt.
Ich selber bin noch meilenweit von irgendeiner Form der Perfektion entfernt, aber eines kann ich sagen: wenn man die ersten Hürden einmal überwunden hat, gibt es kaum etwas Schöneres in der Fotografie, als von der Idee über die Aufnahme bis zum Ausdruck des Bildes alles gezielt planen und steuern zu können. Die Investition in eine digitale Spiegelreflexkamera ist nicht nur ihrer Flexibilität in Sachen Wechselobjektiven oder Zubehör wegen sinnvoll, sonder auch und vor allem wegen der Möglichkeiten der Nachbearbeitung der Bilder.
Investitionen
Apropos Investitionen, das ist natürlich der weniger schöne Teil eines jeden Hobbys. Aber er muss angesprochen werden, denn die Wahl der Kamera hat massiven Einfluss auf das zukünftige verfügbare Haushaltsgeld.
Der grosse Vorteil der Digitalkamera gegenüber Film ist natürlich, dass die Kosten pro Bild nicht direkt durchschlagen. Ich kann nach getaner Anfangsinvestition 5000 Bilder pro Monat fotografieren, solange ich sie nur am Bildschirm anschaue und bearbeite, verbrauche ich allenfalls den Strom meines PC's und meine Zeit, mehr nicht. Damit ich das aber tun kann, muss ich einiges investieren, wenn ich einen einigermassen vernünftigen Ablauf erreichen will. Es sei also nachfolgend mal eine kurze Liste der Dinge aufgeführt, die erforderlich sind, um vom Foto bis zum Ausdruck alles in der Hand zu haben:
- Nikon D70s (oder eine andere DSLR)
- Objektiv(e)
- Ersatzakku
- Blitzgerät
- Speicherkarten
- Fototasche
Jetzt können wir immerhin schon einmal Bilder machen. Aber das dicke Ende kommt noch:
- PC (min. Pentium IV, besser Mehrprozessorrechner), oder Mac
- Arbeitsspeicher, mindestens 1 GB, besser 2 oder 3 (nichts geht über Arbeitsspeicher als noch mehr Arbeitsspeicher...)
- Bildschirm (min. 19", je grösser, desto besser, aber auch je qualitativ besser, desto besser)
- Mindestens eine externe Festplatte zur Sicherung und Auslagerung der Bilder
- DVD-Brenner zum Brennen von CD oder DVD für Sicherung oder zur Weitergabe an Freunde / Kunden
- Fotodrucker (möglichst mit Einzel-Farbpatronen, sonst wird das Drucken sehr teuer auf die Dau
Dazu kommt für den Druck teure Tinte und ebensolches Papier. Bei diesen beiden Posten wie auch beim Drucker würde ich nicht sparen, neben der Qualität des Drucks selber verbessert sich mit steigender Gerätequalität vor allem die Haltbarkeit der Ausdrucke. Statt eines Multi-Funktionsgerätes, das auch Fotos druckt, würde ich in jedem Fall eher einen reinen Fotodrucker wählen, der dreimal so viel kostet, aber auch entsprechende Bildformate und Kalibriermöglichkeiten aufweist.
Wenn man es dann wirklich ernst meint, geht es noch weiter, nämlich mit der Kalibrierung. Damit der Druck am Ende so aus dem Drucker kommt, wie ich ihn am Bildschirm gesehen habe, müssen Drucker und Bildschirm kalibriert sein, also möglichst neutrale, wiederholbare und aufeinander abgestimmte Farbeinstellungen vorweisen. Dafür gibt es Geräte, z.B. den datacolor spyder 3, die eine schnelle Bildschirm- und auch Druckerkalabrierung ermöglichen. Für eine nachvollziehbare und kontrollierte Bildbearbeitung ist dies unumgänglich, ansonsten bleiben Farben trotz aller Nachbearbeitung doch eher dem Zufall überlassen als der zielgerichteten Arbeit.
Wenn man das alles in Geld umrechnet, kommt ein stolzer Betrag zusammen. Das sollte man auch bedenken, wenn man mit einer "besseren" Kamera wie der D200 oder D300 liebäugelt: die RAW-Datei der D70s ist so im Schnitt um die 5 MB gross. Die der D200 bringt es schon auf 15 MB. Pro Bild, wohlgemerkt. Damit steigen nicht nur die Kosten für die Speicherkarten, will man gleich viele Bilder auf eine Karte bannen können, sondern auch die der Peripherie, insbesondere des Speicherplatzes und ggf. sogar der Leistungsbedarf des Rechners in Sachen Prozessor und Arbeitspeicher.
Glück hat, wer wie ich schon aus beruflichen Gründen einiges an Hard- und Software im Hause hat. Wer mit dem leeren Schreibtisch beginnt, dem sei ein schrittweiser Aufbau empfohlen (es sei denn, er habe geerbt oder im Lotto gewonnen). Kamera, Standard-Objektiv und zwei Speicherkarten, dazu ein gebrauchter PC mit CD-Brenner, etwas Arbeitsspeicher und ein möglichst guter Bildschirm, das dürfte für den Start reichen. Der Drucker kann noch warten, die Präsentation auf Bildschirm oder Fernseher genügt in den meisten Fällen für den Start, zudem können Bilder ja bei Bedarf im Versand bestellt werden. Aufbauen kann man dann nach Bedarf und Anforderungen, vom besseren oder zusätzlichen Objektiv über einen schnelleren Computer bis hin zum Fotodrucker samt (teurem) Verbrauchsmaterial.
Alternativen zum Druck
Früher machte man Dias, wenn man die Druckkosten sparen und die Bilder einer grösseren Menge von Zuschauern zeigen wollte. Im Familienkreis kann man das heute mit dem Fernseher tun, oder mit dem Beamer. DVD-Player spielen in der Regel auch CD's mit Bildern ab, alternativ können fast alle Kameras direkt an den Fernseher gehängt werden, egal ob kleine Digicam oder DSLR.
Grösser darstellen lassen sich die Bilder über den Beamer. Wer ein gutes (sprich: leistungsfähiges und damit auch teures) Exemplar besitzt, eine gute Leinwand und ausreichend Abstand, der kann projezieren wie weiland mit dem Dia. Fast zumindest, denn nach wie vor kommen Beamer in Sachen Brillanz, Auflösung und Lichtstärke nicht an die Qualität selbst einfacher Projektoren aus der analogen Welt heran.
Für die Präsentation jenseits der vier Wände eignet sich das Internet. Mit der Veröffentlichung von Alben im Internet macht man die Bilder jedem zugänglich, unabhängig von Ort und Zeit. Private Bilder kann man in geschützten Bereichen ablegen, so dass bestimmte Alben nur mit Hilfe eines Passwortes zugänglich sind. Solche Dienste werden von vielen Dienstleistern angeboten. Es gibt kostenlose Dienste wie
flickr, bei denen jedoch eine Mengenbegrenzung besteht, die meisten Anbieter sind jedoch in irgendeiner Form kostenpflichtig.
Ich persönlich ziehe
PBase den anderen Anbietern vor. Die Möglichkeiten der Darstellung und die Unterstützung für individuelle Layouts gefallen mir, ebenso geniesse ich das Fehlen von Werbung. Zudem lassen sich auf PBase auch Bilder nach Kameras oder Objektiven suchen, so dass man einen Eindruck davon bekommt, was andere Fotografen mit dem jeweiligen Gerät machen. PBase ist kostenpflichtig, für die Abwesenheit von Werbung und die klare und saubere Darstellung auf den Seiten ist es mir jedoch den Obulus wert.
Auch einige Communities bieten ihren Mitgliedern Raum für Online-Alben. Die für uns Nikon-Freunde wichtigste ist wohl
Nikonians.org. Als Mitglied ab Silver-Status kann man Online seine Bilder präsentieren, neben dem Online-Album kommt man im Gegensatz zu den reinen Bilder-Anbietern hier auch noch in den Genuss einer wunderbaren Gemeinschaft, von der ich schon unendlich viel Hilfe erfahren habe.
Fazit
Die D70 war mein Einstieg in die ernsthafte digitale Fotografie. Die D70s ist heute noch meine ständige Begleiterin, und auch wenn ihre Technik etwas in die Jahre gekommen scheint, so stellt in den meisten Fällen nicht die Kamera die Beschränkung für ein gutes Bild dar, sondern meine Fähigkeit. Seit ich den Bericht begonnen habe, haben wir durch einen glücklichen Zufall einer der drei D70s unseres Haushaltes gegen eine D200 austauschen können, die vor allem bei Sportaufnahmen im Fussballverein durch ihre höhere Geschwindigkeit und den grösseren Sucher punktet. Meine Veranstaltungs- und Reisebilder mache ich aber weiterhin mit der D70s, sie ist mir vertraut, liefert hervorragende RAW-Dateien und ist vor allem deutlich leichter, was mich bei meinen vielen beruflich bedingten Reisen freut, während derer sie im unteren Bereich meines Lowepro-Rucksackes "wohnt".
Einem Digital-Einsteiger würde ich die D70s in jedem Fall empfehlen, noch vor der D60 oder D40/D40x. Bessere Einstellmöglichkeiten und die Gitternetzlinien im Sucher ermöglichen ein besseres Lernen und Verständnis für die Fotografie als die höhere Automatisierung der kleineren Nikons. Bei umfangreicherem Geldbeutel ist natürlich die D80 oder ihre Nachfolger verlockend, da sie die Vorteile der D70s mit einem wesentlich besseren Sucher und der Möglichkeit des Einsatzes eines Batteriehandgriffs mit zusätzlichem Auslöser und Einstellrad für Portrait-Fotografie verbinden.
Wie immer ist dies die erste Fassung des Berichtes. Ich nehme mir zwar jedesmal vor, meine Berichte dem aktuellen Wissenstand anzupassen, wirklich geklappt hat das aber noch nicht. Trotzdem bin ich froh über Hinweise auf Fehler oder fehlende Elemente, so dass ich zumindest die Chance habe, den Bericht zu korrigieren.